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Stadtteilwappen

Wappen sind eine Schöpfung des mittel- und westeuropäischen Rittertums im 12. Jahrhundert und dienten dem Zweck, die durch ihre Rüstungen unkenntlich gewordenen Krieger weithin voneinander sichtbar zu unterscheiden. Bildhafte Wappendarstellungen waren außerdem Eigentumszeichen und galten, so wie auch heute, auf Siegeln als Beglaubigungs- und Beweismittel.

Die Ursprünge des kommunalen Wappenwesens gehen auf den Anfang des 13. Jahrhunderts zurück. Bis ins 20. Jahrhundert erfolgte in Deutschland die Wappenverleihung durch die einzelnen Landesherren. Heute wird dieses Recht von den Bundesländern ausgeübt.
Die erste uns bekannte bildhafte Darstellung eines Mombacher Wappens stammt von einem Gerichtssiegel aus dem Jahre 1728, welches an einer Urkunde eines Grenzvertrages zwischen Mombach und Budenheim angebracht war. Es zeigt den Patron der alten Mombacher Pfarrkirche, den in Wolken schwebenden hl. Nikolaus als Bischof mit Mitra und Krümme. Daneben finden wir eine Bütte mit drei Kindern und drei Kugeln, die alle zu Legenden aus dem Leben des Mombacher Kirchenpatrons gehören. Darunter erscheint das ovale Wappenschild des Mainzer Domkapitels mit vier roten Balken auf silbernem Grund. Das Ganze ist ein Sinnbild der Mächte, die Mombach beschützten und behüteten. Mombach gehörte seit dem 14. Jahrhundert zum Besitz des Domkapitels, welches seine Rechte bis Ende des 18. Jahrhunderts durch einen Amtmann wahrnehmen ließ (Abb. I).

Auf einem Grenzstein (um 1600). der die alte Grenze zwischen Mombach und Budenheim markierte, finden wir das Wappen des Domkapitels mit drei Balken und einem aufgelegten "M" für Mombach (Abb. II).
Das alte Mombacher Wappen verlor seine Gültigkeit, als 1797 Mombach im Frieden von Campo Formio zu Frankreich kam und zum Departement du Mont Tonnerre, Kanton Ober-Ingelheim gehörte. Während der Zugehörigkeit zu Frankreich (1797 bis 1814) wurde Mombach von Budenheim mitverwaltet. Die Schriftstücke, die Mombach betrafen, wurden mit dem dortigen Gemeindesiegel versehen. In der republikanischen Zeit enthielt es in der Mitte die Freiheitsgöttin mit der Umschrift Liberte, Egalite, Fraternite und Marie de Budenheim. Im französischen Kaiserreich wurde die Göttin durch den napoleonischen Adler ersetzt.

Nach dem Abzug der Franzosen (1814) kam Mombach 1816 zum Großherzogtum Hessen, blieb aber bis 1821 bei Budenheim. Durch die hessische Verwaltungsreform wurde Mombach 1821 selbstständige Gemeinde und führte ein Siegel ohne Symbole (Abb. III).

Später trug der Gemeindestempel einen gekrönten Schild mit dem gestreiften hessischen Löwen (Abb. IV). Gleiche Siegel führten das Standesamt und das Ortsgericht mit der dazugehörigen Umschrift. Als hoheitliches Kennzeichen der Gemeinde war am Rathaus ein Amtsschild angebracht, das dem Siegel ähnelte.
Um die Jahrhundertwende legte sich die Gemeinde Mombach wieder ein "Ortswappen" zu. Als Vorbild diente das alte Gerichtssiegel von 1728 in etwas veränderter Form. Dieses neue Wappen erschien nur als Briefkopf auf den amtlichen Schreiben der Bürgermeisterei. Auch gab es einen Siegelstempel mit dem neuen Symbol, der aber kaum benutzt wurde. Eine farbliehe Gestaltung erfuhr das Wappen nicht, es war auch nicht amtlich eingetragen. Es hatte wie unser derzeitiges "Ortskennzeichen" mehr symbolischen Charakter (Abb. V und VI).
Nach der Eingemeindung im Jahre 1907 wurden die amtlichen Schriftstücke ausschließlich mit dem Doppelrad der Stadt Mainz versehen (Abb. VII).

Im Jahre 1915 wurde das Mainzer Wappen aus „patriotischen" Gründen geändert, und die Ortsverwaltung erhielt ein von allem französischen Beiwerk gereinigtes Mainzer Doppelrad als Siegel (Abb. VIII).

Bis in die 1970er Jahre enthielten die Stempel noch den Zusatz „Ortsverwaltung Mainz- Mombach". Heute gibt es nur noch das Siegel mit dem Mainzer Wappen, umgeben vom Schriftzug „Stadt Mainz" (Abb. IX).
Unser altes Wappen, das ja keine Rechtstitel mehr hatte, ging vollkommen „vergessen". Für kurze Zeit (50er Jahre) war es noch einmal an der Stirnseite des Sitzungssaals im „Pulverturm" zu sehen (Abb. X).

1956 erschien im Hessischen Ortswappenbuch ein Wappenvorschlag für Mombach, der als Steinplastik an der Außenwand der Sparkasse Mainz in der Binger Straße zu sehen ist. Dieses Projekt wurde aber nicht weiter verfolgt (Abb. XI).
Als man im neuen Mainzer Rathaus in der Eingangshalle die heraldischen Zeichen der Stadtteile anbringen wollte, stellte man fest: „Mombach hat kein Wappen". Das alte Symbol mit dem hl. Nikolaus passe auch nicht mehr in die heutige Zeit; so der laienhafte Kommentar aus der Verwaltung. Daraufhin beauftragte man den bekannten Mainzer Kunstschuldozenten Dr. Leitermann mit dem Entwurf eines modernen Wappens für unseren Stadtteil. Er gestaltete ein viergeteiltes Wappen, so wie wir es heute kennen (Abb. XII).

Im linken oberen Feld:
Der Schild des Domkapitels, ein Hinweis auf die früheren Besitzverhältnisse

Im rechten oberen Feld:
Eine goldene Krümme und drei goldene Kugeln auf blauem Untergrund - die Attribute des hl. Nikolaus

Im linken unteren Feld:
Spaten und Karst in Silber auf grünem Grund - Hinweis auf die ehemalige Landwirtschaft

Im rechten unteren Feld:
Das auf silbernem Feld liegende schwarze Zahnrad deutet auf die in Mombach angesiedelte Industrie hin.

Rechtlich hat das heutige Wappen nur noch symbolischen Charakter. Bis in die 1990er Jahre wurde das neue Symbol von Mombach in verschiedenen Ausführungen an verdiente Bürger unseres Stadtteils verliehen. Erwähnt sei auch die Mombacher Bannerfahne, die bei offiziellen Veranstaltungen benutzt wird. Sie ist weiß mit dem neuen Symbol in der oberen Hälfte. Heraldisch gesehen aber ein missglückter Versuch, eine Fahne zu gestalten.

Autor: Dieter Müller
Bilder: Archiv der Mombacher Ortsverwaltung, Archiv der Stadt Mainz